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04. März 2021

Vor 50 Jahren – Deutsche Einzelmeisterschaften 1971

Deutsche Einzelmeisterschaften am 16./17. Oktober 1971 in Dortmund

Hier ein Rückblick ins Jahr 1971. Ein Bericht von den Deutschen Einzelmeisterschaften der Damen und Herren, veröffentlicht im Skatfreund.

Um an der Endrunde der Deutschen Skatmeisterschaften im Einzelkampf teilnehmen zu können, müssen die Bewerber die vorgeschriebenen Ausscheidungskämpfe überstehen. Durch die notwendige Qualifikation ergibt sich zwangsläufig, daB tatsächlich nur ausgewählte Spieler in der Endrunde am Start sind, Spieler, die sich durch Können zu behaupten wußten. Keiner von ihnen wird die Meinung vertreten, daß das Glück entscheidend dazu beigetragen habe, die Endrunde zu erreichen. Maßgebend für das Überwinden der dornenreichen Qualifikationsstrecke ist das Erkennen und Nutzen jeder sich bietenden Chance zur Verbesserung des eigenen Punktestandes mit dem Ziel, einen Platz zu erlangen, der zur Überwindung der nächsten Hürde berechtigt.

Will man in der Endrunde den besten Skatspieler ermitteln, dann muß man den Bewerbern Gelegenheit geben, in möglichst vielen Spielen ihr wirkliches Können zu offenbaren. 384 Spiele innerhalb kurzer Zeit sind eine harte, aber durchaus richtige Distanz, die jedoch von jedem Spieler verlangt, daß er sich sowohl geistig als auch körperlich in bester Verfassung vorstellt. Wenn das Glück auch oftmals auf Seiten des Tüchtigen ist, so ist es wohl unbestritten, da13 gerade die große Anzahl der Spiele den Glücksfaktor weitgehend zurückdrängt, der bei einem Turnier von kurzer Dauer die Entscheidung mitbestimmt.

Die von den Initiatoren dieser Einzelmeisterschaft ausgedachte Organisation regelt den peinlich genauen Ablauf der Schlußphase. Ruhe ist nicht nur die erste Bürgerpflicht, sondern auch eine bemerkenswerte Eigenart dieser Veranstaltung, so daß die Spiele aller Serien ohne störenden Einfluß ausgetragen werden. Zum festgesetzten Beginn erfolgt die Platzverteilung für die einzelnen Tische sofort für sämtliche acht Serien in der Weise, daB Mitglieder einer Verbandsgruppe nie gegeneinander spielen. In allen acht Serien kommt kein Spieler mit einem Gegner vergangener Serien an einen Tisch.

Zum technischen Ablauf ist noch zu sagen, daß jeder Teilnehmer an der Endrunde im Verlaufe der abschließenden Siegerehrung eine Urkunde erhält, die neben den erzielten Punkten den erreichten Platz ausweist. Mehrfach reklamierten Skatfreunde, daß in der Urkunde der Vorname falsch angegeben oder der Zuname unrichtig wiedergegeben war. Eine Überprüfung hat ergeben, daß die Urkunden nach den vorliegenden Unterlagen richtig vorbereitet waren. Es darf an dieser Stelle an die Verbandsgruppen appelliert werden, die Angaben über die Endrundenteilnehmer erst nach sorgfältiger Prüfung an die Verbandsleitung weiterzureichen. An die Spieler aber ergeht die dringende Bitte, die Startlisten hinsichtlich der Angaben zur Person deutlich auszufüllen, damit unnötige Mehrarbeit vermieden bleibt.

Zum 16. Male wurde die Endrunde der Einzelmeisterschaft von der Verbandsleitung des Deutschen Skatverbandes ausgerichtet. Seit ihrer erstmaligen Austragung im Jahre 1956 hat sich die Teilnehmerzahl von 28 auf 240 erhöht. Relativ zeigt diese Tatsache in etwa das Wachstum des Verbandes in der gleichen Zeit an. Die 240 Spitzenspieler aus dem gesamten Gebiet der Bundesrepublik waren am Wochenende des 16. und 17. Oktober 1971 Gäste der Dortmunder Actien-Brauerei. Im Namen des DAB-Vorstandes entbot Herr Aechtner den im großen Saal der Gastgeberin versammelten Skatfreundinnen und Skatfreunden ein herzliches Willkommen. Er wünschte den Aktiven der Endrunde Glück, Erfolg und einen angenehmen Aufenthalt bei DAB. Die Begrüßungsansprache für den DSkV. hielt Präsident Fabian, der allen Teilnehmern für alle Serien gute Wünsche mit auf den Weg gab. Zum vorgesehenen Zeitpunkt gab Skfr. Lüdemann das Blatt frei, und pünktlich ging es in das Spielgeschehen. Skfr, Lüdemann oblag einmal mehr die Vorbereitung, die Organisation und die Spielleitung der Endrunde. Bei den mit ihr verbundenen umfangreichen Arbeiten wurde er tatkräftig von den Skfr. Restetzki und Wilkening unterstützt.

Die Durchführung der Endrunde geschieht seit Jahren in derselben Form, aber nicht etwa aus traditioneller Sicht, sondern weil es keinen besseren Austragungsmodus gibt. Für jede Serie ist ausreichende Zeit eingesetzt. Dank der Spieldisziplin jedes einzelnen Spielers fanden keine Zeitüberschreitungen statt, so daß die unpopuläre Maßnahme des Abbruchs einer Serie an keinem Tisch angewandt werden mußte. Streitfragen konnten ausnahmslos ohne längere Beratung geschlichtet werden, so daB das Spiel an den betroffenen Tischen nur kurz unterbrochen war. Allerdings kann man sich mitunter des Eindrucks nicht erweh ren, daB oftmals mit fadenscheinigen Gründen nach Recht gesucht wird!
Im Damen-Wettbewerb hatte Skfrin. Simons einen glänzenden Start, denn die in der I. Serie erzielten 1996 Punkte ließen sogar die Herren vor Neid erblassen, konnte doch der beste männliche Spieler, Skfr. Straka, „nur“ 1810 Punkte der ersten Spielliste entnehmen. Auch nach der zweiten Serie vermochte Skfrin. Simons den ersten Rang zu wahren, aber seit der dritten Serie schien das Blatt nicht mehr zu ihren Gunsten zu laufen, denn auf die ersten beiden Plätze schoben sich die Damen Nowak und Ribniger. Mit gleichmäßig guten Serien setzte sich ab Serie 4 Frau Sorgenfrei an die Spitze des weiblichen Teilnehmerfeldes, die sie bis zum SchluB nicht mehr abgab. Mit 10 182 Punkten sicherte sie sich den Titel „Deutsche Skatmeisterin im Einzelkampf 1971″.

Bei den Herren mußte Skfr. Remark, der Meister des Vorjahres, von Serie zu Serie erkennen, daß es auch für ihn kein Comeback geben würde, obwohl er schon in der ersten Serie einen aussichtsreichen zweiten Platz belegen konnte. Ab Serie 2 ging Skfr. Foitzik mit über 400 Punkten Vorsprung vor Skfr. Schikora in Führung. In der dritten Serie konnte Foitzik seinen Vorsprung auf rund 700 Punkte vor dem ihn jetzt verfolgenden Münnich ausbauen, während Schikora zu diesem Zeitpunkt bereits auf den dritten Platz zurückgefallen war. Auf den vierten Platz hatte sich bereits Skfr. Niessen vorgeschoben, der in der vierten Serie hinter dem immer noch führenden Skfr. Foitzik schon auf Platz zwei zu finden war und der nach AbschluB des ersten Spieltags gar den ersten Rang einzunehmen vermochte. Nach der vierten Serie lag Skfr. Schindler bereits auf dem vierten Platz, den er in der folgenden Serie um einen Rang besserte. Wenn ihn auch die erste Serie am Sonntagmorgen wieder zurückwarf und seine Hoffnung auf den Titelgewinn wie eine Seifenblase zu platzen schien, so manöverierten ihn schließlich zwei ausgezeichnete Ergebnisse in den letzten beiden Serien doch noch auf den Meisterthron, zumal dazu beitrug, daß die übrigen in der Spitzengruppe liegenden Skatfreunde nicht mehr so recht zum Zuge kamen und Skfr. Schindler passieren lassen mußten.

Einmal mehr informierte eine große Anzahl Berichterstatter von Presse, Rundfunk und Fernsehen die öffentlichkeit über ein wohlgelungenes Turnier des Deutschen Skatverbandes.

Pünktlich um 17 Uhr bat Präsident Fabian zur Siegerehrung, der alle Skatfreunde wie eh und je mit Spannung entgegensahen. Im Blitzlicht der Fotografen wurden die Einzelmeister des Jahres 1971 Sorgenfrei und Schindler sowie die weiteren Preisträger vorgestellt. Im Namen der Gastgeberin beglückwünschte deren Leiter der Public-Relations-Abteilung, Herr Dörner, die neuen Titelträger. Ein Geschenk und ein herrlicher Strauß Baccarat-Rosen waren der zusätzliche Lohn seitens der Dortmunder Actien-Brauerei. Eine interessante DAB-Zugabe erhielt Frau Sorgenfrei als siegreiche Dame. Für jeden Punkt, den sie erzielte, gab es einen Glücksbringer in Form eines I-Pfennig-Stückes. Ein Blick auf ihr Punktekonto läßt erkennen, daB sie eine schwere, aber angenehme Last heimtragen durfte.

Ältester Teilnehmer der Endrunde war diesmal eine Dame. Frau Charlotte Petznick aus Hamburg stand mit ihren 89 Jahren das strapaziöseste aller offiziellen Skatturniere mit bewunderungswürdiger Konstitution durch. Auch ihr überreichte Herr Dörner einen wunderschönen Strauß roter Rosen. Als nette Geste ist zu werten, daß allen übrigen Teilnehmerinnen ebenfalls je eine langstielige rote Rose zuteil wurde.

Alle Teilnehmer erhielten zur Erinnerung einen Bierkrug und einen Dreierpack des so beliebten Dortmunder Biertyps. Die Dortmunder Actien-Brauerei zeigte sich den Skatfreunden gegenüber von ihrer Schokoladenseite. Freundliche Hostessen und die dienstbaren Geister der Küche waren unermüdlich um das Wohl der DAB-Gäste bemüht. In dankbarer Anerkennung sammelten die Skatfreunde für sie, die ein freies Wochenende dem Skatgeschehen opferten. Die Sammlung erbrachte den Betrag von sage und schreibe 1179,50 DM. Diese unerwartete Gegengabe drückt aus, daß sich die Skatfreunde bei DAB gut aufgehoben- fühlten. Unser abschließender Dank gilt den verantwortlichen Herren der DAB für ihre wertvolle Unterstützung bei dieser Meisterschaft.